Sanny2008x3
"Endlich Ruhe" dachte sich Severus Snape, als er die Türe zu seinem Kerker hinter sich schloss. Die Pflichtveranstaltung in der großen Halle hatte er hinter sich gebracht, jetzt wollte er nur noch seine Ruhe haben.
Gerade als er sich an seinen Schreibtisch setzen wollte, klopfte es an der Türe...
Genervt schaute Professor Snape auf und vor ihm stand, zu seiner Verwunderung Albus Dumbledore. Noch bevor Snape etwas sagen konnte, ergriff Dumbledore, als erster das Wort.
„Severus, verzeihen sie mir bitte die späte Störung, aber ich habe ein persönliches Anliegen, was mir sehr am Herzen liegt. Wenn sie erlauben?“… Snape forderte Dumbledore mit einer raschen Handbewegung auf, sich zu setzen.
„was kann ich für sie tun, Professor Dumbledore?“
„Es geht um Harry Potter“
„Aha Potter, soso und wie könnte ich den guten Harry Potter behilflich sein?“ Snapes Miene war nun nicht mehr so gutherzig, als am Anfang.
„Harrys Zukunft. Seine Berufswahl, er möchte nach der Schule Auror werden. Aber dies kann er nur, wenn er ein Ohnegleichen bei ihnen schaffen würde, um das 6. Schuljahr in Zaubertränke weiter zu besuchen und da wären wir auch schon bei meinem Anliegen. Ich würde sie gerne bitten Severus, wenn es ihnen nicht so viele Umstände bereiten würde, dem Jungen in den Weihnachtsferien etwas Nachhilfe zu geben“.
Snape konnte es kaum glauben, was Professor Dumbledore von ihm verlangte. Aber tief in seinen inneren, konnte er Dumbledore diesen Wunsch nicht verwehren. Nach einer kurzen Zeit der Stille, willigte Snape mit einem Nicken ein. Dumbledore bedankte sich und drehte sich an der Tür noch einmal um.
„Ach und Severus, Harry muss von diesem Gespräch nichts erfahren. Ich werde ihm zu verstehen geben, dass es mein persönlicher Wunsch ist, dass er die Nachhilfe bei ihnen nimmt.“
Snape nickte erneut und Dumbledore verließ das Büro.
Am nächsten Morgen, kletterte Harry aus dem Portrait der fetten Dame und machte sich geradewegs zu Professor Dumbledore´s Büro. Als er vor dem Wasserspeier stand, fiel ihm ein, dass er das Passwort nicht mitgeteilt kriegt hatte.
Frustriert und genervt, versuchte er den Wasserspeier sämtliche Passwörter um die Ohren zu hauen, aber vergeblich, er rührte sich keinen Millimeter von seiner Stelle weg.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, erblickte Harry Professor Snape, der den Korridor entlang lief.
„Na Potter, kein Glück?“ Etwas Höhnisches lag in seiner Stimme, was Harry nur zu sehr kannte. Doch er antwortete nicht und wandte sich von ihm ab.
„Versuche es mal mit –Himbeermarmelade-!“ Harry schaute ihn irritiert hinterher, als Snape kehrt machte und den Korridor entlang verschwand.
Schnaubend stand er erneut vor dem Wasserspeier und brüllte ihn regelrecht an.
„HIMBEERMARMELADE“ und dieses Mal sprang er zur Seite und ließ Harry durch, der sofort die Wendeltreppe hinauf stieg und an die Bürotür von Dumbledore klopfte.
„Harry, schön dich zu sehen, setz dich doch. Entschuldige bitte, ich hatte vergessen dir das Passwort zukommen zu lassen, aber wie ich sehe, ist dir geholfen worden.“ Dumbledore setzte sich auf seinen Stuhl und räusperte sich, bevor er anfing.
„Ich habe eine Entscheidung getroffen, die dir helfen könnte, in Zaubertränke ein ohnegleichen zu bekommen.
Hoffnungsvoll schaute Harry zu Professor Dumbledore auf und vergessen war der Frust, über das vergessene Passwort und das ausgerechnet Snape ihn geholfen hatte. Doch umso länger die Stille anhielt, die im Raum lag, war Harry auf einmal bewusst, dass es anscheinend kein Spaziergang werden würde. Nach langer Pause ergriff Harry als erster das Wort.
„Professor Dumbledore, Sir?“…
„Harry, ich möchte, dass du bei Professor Snape in den Weihnachtsferien, Nachhilfe nimmst“. Harry erstarrte bei diesen Wörtern, die er gerade von Dumbledore gehört hatte, das sollte doch ein Scherz sein! Dann platzte es aus ihm heraus.
„Wie bitte? Bei Snape? Aber?....“
„Professor Snape, Harry“.
„Professor Snape! Wieso sollte er mir Nachhilfe geben wollen? Ich bin nicht gerade sein Lieblingsschüler, nicht dass es mich stören würde, aber davon abgesehen, ist er auch nicht auf meiner Top Ten Liste.“ Wütend warf sich Harry nach hinten in den Stuhl und verkreuzte die Arme.
„Harry, ich weiß, das ihr eure Differenzen habt, aber Professor Snape, würde dir gerne helfen. Es würde mir, sehr viel daran liegen, wenn du es wenigstens versuchen würdest. Du kannst und davon bin ich mehr als überzeugt, dass du ein ohnegleichen in den ZAG´s schaffen wirst. In ein paar Jahren, wird es keine Rolle mehr spielen, ob Professor Snape es war, der dir dabei geholfen hat. Spring über deinen Schatten Harry. Vertrau mir.“
Harry schaute in Dumbledore´s Blaue Augen und wusste, dass er nur das Beste für ihn wollte. Er konnte und wollte ihn nicht enttäuschen und nahm das Angebot der Nachhilfe bei Snape wiederwillig an.
Drei Tage nach dem Gespräch in Dumbledore´s Büro, stand auch schon die erste Nachhilfe Stunde bei Snape an. Schon während er daran dachte, was ihm bevor stand, verkrampfte sich sein Magen. Er verließ den Gryffindor Gemeinschaftsraum und lief die Treppen hinunter zum Kerker, wo Snape ihn schon im Klassenzimmer erwartete.
„Potter, dieses Mal pünktlich, ich bin beeindruckt. Setzen sie sich.“ Harry gehorchte und setzte sich an einen runden Tisch. Während er sein Zaubertrankbuch auspackte, dachte er schon wieder daran, einfach zu gehen, aber er hatte Dumbledore sein Wort gegeben.
„Sehen sie die Tafel? Wenn sie lesen können, werden sie erkennen, dass dort ein Gegenmittel für Drachenbisse steht. Sie haben genau eine Stunde Zeit.“ Professor Snape setzte sich an seinen Schreibtisch und las den Tagespropheten, während Harry versuchte die Aufgabe zu lösen. Nach knapp einer Stunde, schaute Professor Snape in Harrys Kessel, wobei er spielerisch seine Augenbraue hochzog.
„Typisch Potter, wie ihr Vater, einfach kein Talent.“ Sein tiefes Grinsen konnte er nicht verbergen. Harry kochte vor Wut, er wusste es würde ihm nicht leicht ergehen bei Snape.
„Lassen sie meinen Vater da raus, sie wissen nicht das Geringste über ihn!“ Harrys Augen waren von Hass erfüllt, was auch Professor Snape nicht entging.
„Ach nein? Er war genau so arrogant und hochnäsig wie sie. Immer im Rampenlicht, ich kannte ihren Vater nur zu gut, Sie sind genau wie James, aber…
„Jetzt kommen sie mir bloß nicht mit: aber die Augen, die haben sie von ihrer Mutter! Wagen sie es ja nicht, meine Mutter zu beleidigen!“ Aus seinen Mund sprudelten die Wörter nur so heraus, er hatte die Beherrschung verloren, dennoch wollte er Snape zum Schweigen bringen.
Harrys letzter Satz, versetzte Snape einen tiefen Stich ins Herz, woher sollte der junge auch wissen, dass er nie was Bösartiges über Lilly sagen würde, im Gegenteil. Aber er hatte Recht, er hatte Lillys grüne Augen.
„Potter, sofort raus hier, gehen sie. Für heute ist der Unterricht beendet und vergessen sie ihr Buch nicht.“ Harry rannte aus dem Klassenzimmer hinaus, die Treppe rauf, durch das Portrait der fetten Dame und ließ sich frustriert im Gemeinschaftsraum in einen Sessel fallen.
Nach etlichen und demütigen Stunden Nachhilfe bei Professor Snape, rückten Harrys ZAG´s immer näher. Panik und Aufregung machten sich in Hogwarts breit. Alle Schüler verbrachten die meiste Zeit in der Bibliothek, oder lernten zusammen im Gemeinschaftsraum. Am Abend vor der letzten Prüfung in Zaubertränke, steckte auch Harry seine Nase in die Bücher, bevor er oben müde und erschöpft ins Bett fiel. Doch an schlaf war kaum zu denken, hatte er wirklich genug gelernt? Hatte sich die Nachhilfe bei Snape wirklich gelohnt? Hatte ihm Snape wirklich alles Wichtige beigebracht? Was ist wenn Snape ihn nur verhöhnen wollte? Gedanken und fragen kreisten in seinen Kopf, doch die Müdigkeit siegte und kurz darauf schlief Harry ein.
Es war schon fast acht Uhr, als Harry sich auf den weg machte, zur großen Halle. Dort waren alle vier Haustische verschwunden und stattdessen standen da zahlreiche kleine Einzel Tische für die Prüfung bereit.
Nach und nach kam auch die anderen Schüler hinein und suchten sich schweigend einen freien Platz. Die Sanduhr wurde aufgestellt und Harry drehte sein Prüfungsblatt um und begann zu schreiben. Vier Stunden lang schrieb Harry ununterbrochen, alles was er bei Snape gelernt hatte, wirklich alles, konnte er dort zu Papier bringen. Die Sanduhr vorne auf dem Pult lief ab und die ausgefüllten Prüfungszettel flogen durch die Lüfte nach vorne. Die letzte Prüfung war zu Ende. Einige Lehrer und Prüfer standen vorne und unterhielten sich noch eine Weile. Aus dem Augenwinkel, konnte Harry sehen, das Snape einen Zettel in der Hand hielt und in prüfend Durchlass. Harry packte seine Sachen zusammen und verließ die große Halle, hinaus zum See um seinen Kopf von den Prüfungen frei zu bekommen.
Nach einer kurzen weile, konnte er eine Hand auf seinen Schultern spüren. Doch als er sich umdrehte, sah er Professor Snape direkt in die Augen. Eine Spur von Angst und Ungewissheit machte sich bei Harry breit. Snape ergriff das Wort.
„ Gut gemacht, Potter!“ Er drückte Harry mit seiner Hand auf die Schulter und nickte ihm anerkennend zu, bevor er wieder Richtung Schloss verschwand. Zurück blieb ein verwunderter Junge mit offenem Mund. Seit fünf Jahren, die er nun in Hogwarts war, war heute, das erste Mal, dass er von Snape ein Lob bekam. Und er hätte schwören können, dass er ihn lächeln sah, nur für einen kurzen Moment.